Antwerpen
2023
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28. August

Veerle und Wim haben uns gestern abend ein schönes Gästebuch gegeben. Ich laufe reiseorganisatorisch die Treppen hoch und runter, zwischen Dach-Studio, orange-rotem Sonnenaufgang und kühlem Keller, der nach Lösemittel riecht und nach Arbeit ruft. Christoph ganz oben mit Blick auf die Dächer schreibt einen Gästebuch-Eintrag hinter meinen:

Antverpia proferendis pictoribus Roma felicior.
„Antwerpen ist, was die Zahl seiner (bedeutenden) Maler
betrifft, glücklicher: fruchtbarer, gesegneter als Rom“
So Sandrart zu Beginn seiner Rubens-Vita — und
selbstverständlich muß man auch die Schriftsteller und
Drucker hinzufügen! Labore et constantia: das war
einige Jahrhunderte lang ihr Motto; betritt man aber
die officina Room(s)iana - Persooniana: dann möchte
man zusätzlich sagen: Magno animo ac liberalitate.
So großzügig und großherzig sind wir hier empfangen
worden, und bedanken uns ganz herzlich für die 14
schönen und so kurzen Tage, die wir hier sein durften,
um zu lernen und zu studieren, die schöne Stadt kennen und
auch lieben zu lernen und kluge Gespräche zu führen. Ja, und
wenn es im alten Zedler-Lexikon heißt, daß Antwer-
pen im Ring der weiten Welt der Diamant ist, so funkelt
und strahlt er gewiß in der Cogels-Osylei Nr. 7 am schön-
sten und hellsten!
Und wir denken nun, beim Abschied, an Sam, dessen Stimme
uns hier als erste so freundlich empfangen hat, und dessen
Schicksal uns, auch nach kurzer Bekanntschaft, so traurig
macht: media vita in morte sumus.

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